Nachrichten im Jahr 2024

Der Startschuss für eine neue otologische Partnerschaft

Unsere Nichtregierungsorganisation EAGLE-ENT widmet sich in enger Zusammenarbeit mit Interplast seit fast 15 Jahren der Förderung der Otochirurgie in Südostasien - insbesondere in Myanmar.

Zwischen 2010 und 2020 führten wir unter der Leitung von Dr. Eberhard Biesinger rund zehn medizinische Einsätze durch, bei denen wir verschiedene Operationen am Ohr durchführten, darunter Mittelohr- und Cochlea-Implantat-Operationen. Einer unserer Leitsätze ist seit jeher die "Hilfe zur Selbsthilfe". Durch Schläfenbeinkurse vor Ort und Praktika in Deutschland haben wir einheimische Kollegen erfolgreich darin geschult, Operationen selbstständig durchzuführen.

Seit dem Beginn von COVID-19 und den politischen Unruhen in Myanmar wurden die Feldmissionen ausgesetzt. Um den Austausch und die Bildung aufrechtzuerhalten, haben wir eine wöchentliche Online-Webinarreihe (www.carematters.de) mit Falldiskussionen und "Meet the Expert"-Vorträgen. In den letzten vier Jahren wurde diese Initiative auf Kollegen aus Phnom Penh, Kambodscha, ausgeweitet, wodurch eine freundschaftliche und produktive Zusammenarbeit gefördert wurde.

Ausweitung auf Kambodscha

Aufgrund der begrenzten Ausbildungsmöglichkeiten sind Operationen am Ohr in Kambodscha selten und werden nur in zwei Krankenhäusern durchgeführt - eine beunruhigende Tatsache für eine Bevölkerung von 17 Millionen Menschen, von denen etwa 7 % unter chronischen Ohrinfektionen leiden - vor allemKinder, die lebensbedrohlich sein können - und daraus resultierendem Hörverlust.

Unsere erste Mission vom 2. bis 13. Januar 2024 hatte zum Ziel, Pilotoperationen durchzuführen, die örtliche Infrastruktur zu bewerten und neue Partnerschaften aufzubauen. Bei meiner Ankunft in Phnom Penh wurde ich vom stellvertretenden Direktor und einem jungen HNO-Arzt des Calmette-Krankenhauses herzlich empfangen. Die Klinik bietet in erster Linie ambulante Behandlungen an und verfügt nur über vier stationäre Betten für Patienten, die sich einer Nasennebenhöhlenoperation unterziehen müssen.

Die HNO-Abteilung verfügt nicht über ein eigenes Operationsmikroskop, so dass wir uns auf das neurochirurgische Mikroskop verlassen mussten, was den dringenden Bedarf an HNO-spezifischer Ausrüstung unterstreicht. Das Instrumentarium war gut bestückt, hauptsächlich mit südkoreanischen Instrumenten, aber ohne ausgebildete chirurgische Assistenten waren die Verfahren langsamer als in Deutschland. Für Operationen am Warzenfortsatz wie die Entfernung von Cholesteatomen verwendeten wir den neurochirurgischen Bohrer, der zwar funktionell ist, aber in der Nähe empfindlicher Strukturen wie dem Gesichtsnerv und den Gehörknöchelchen nicht präzise genug arbeitet. Die Bereitstellung eines HNO-Bohrers ist ein wichtiges Ziel für zukünftige Missionen.

Wir bauten das Mikroskop und den Storz-Bohrer zusammen, die wir mitgebracht hatten, und veranstalteten einen kleinen Schläfenbein-Workshop mit Plastikmodellen für junge Ärzte. Diese Erfahrungen halfen dabei, Arbeitsabläufe, Unterricht und Ausrüstung für künftige Besuche zu optimieren.

Institutionelle Zusammenarbeit

Neben der klinischen Arbeit traf ich mich mit dem deutschen Botschafter, Herrn Messerer, und Professor Vento, dem Dekan der medizinischen Universität. Der Botschafter gab Einblicke in das politische und das Gesundheitssystem Kambodschas und wies auf die anhaltenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten in Führungspositionen hin - eine Realität, die auch in der Personalausstattung des Krankenhauses sichtbar ist.

Professor Vento erläuterte das medizinische Ausbildungssystem, das sich über acht Jahre erstreckt und Englisch als Kernfach beinhaltet. Die praktische und klinische Ausbildung beginnt jedoch erst nach dem Abschluss des Studiums. Aufgrund dieser Struktur ist eine postgraduale Ausbildung wie die unsere - in Form von Webinaren und Missionen - für junge HNO-Fachärzte unerlässlich.

Diese erste Mission war sowohl bedeutsam als auch motivierend und legte den Grundstein für eine langfristige kambodschanisch-deutsche Partnerschaft. Unser Ziel ist es, zwei kambodschanische Ärzte zu einer intensiven Ausbildung nach Deutschland einzuladen und später in diesem Jahr mit einem größeren Team für Folgeoperationen und Lehrveranstaltungen zurückzukehren.

Fortführung der Aktivitäten in Kambodscha

Vom 27. April bis 10. Mai 2024 absolvierten zwei HNO-Kollegen des Calmette-Krankenhauses Praktika in Deutschland und Österreich, unterstützt vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Prof. Betz) und dem Landeskrankenhaus Salzburg (Prof. Rasp).

In Hamburg studierten sie die Anatomie und Chirurgie des Schläfenbeins, beobachteten Live-Operationen am Ohr und übten im Schläfenbeinlabor an Kunststoffmodellen. Außerdem nahmen sie am Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde teil, tauschten sich mit internationalen Experten aus und erweiterten ihre beruflichen Netzwerke.

In Salzburg nahmen sie mit Unterstützung der Austrian American Foundation täglich an Ohr-Operationen und praktischen Schulungen teil, während sie auf Schloss Arenberg untergebracht waren. Am 18. Mai kehrten sie gut gerüstet und motiviert nach Hause zurück, um ihre neuen Fähigkeiten anzuwenden.

Durch diese Aktivitäten haben wir wieder einmal eine nachhaltige Ausbildung und Wissensvermittlung erreicht. Unser nächster Schritt ist es, bis Ende 2024 ein Team nach Kambodscha zu entsenden, um diese Kollegen bei der eigenständigen Durchführung von Operationen zu unterstützen und weiterhin ein starkes Fundament für die otologische Versorgung in der Region zu schaffen.

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